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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 124

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
124 daß im Dorfe fein Platz mehr war. Hieraus entstand die nachmalige russische Garde, mit welcher es Peter gelang, die Macht der Strelitzen zu brechen und die ränkesüchtige Sophie ins Kloster zu bringen. 2. Um diese Seit starb auch Iwan, und Peter war fortan Alleinherrscher von Rußland. Mit rastlosem Eifer arbeitete er mit seinem Freunde Lefort an der Aufklärung seines Volkes und an der Verbesserung der Staatseinrichtung. Er sandte viele junge Russen zu ihrer Ausbildung nach Deutschland, Holland und Italien und zog viele Ausländer in sein Land. Die Großen des Reichs aber waren über alle Neuerungen sehr erbittert. Sie beschuldigten Peter, er ziehe die Ketzer in fein Reich und wolle ihre Sitten verderben. Seine Schwester nährte von ihrem Kloster aus die Unzufriedenheit, und so bildete sich ganz geheim abermals eine Verschwörung. Peter ahnte nichts davon. Als er eines Abends bei einem Gastmahle saß, wurde er von zwei Strelitzen herausgerufen. Sie warfen sich vor ihm nieder und entdeckten ihm, daß mehrere Verschworene sich diesen Abend in einem Hause versammelt hätten, welche die Absicht hegten, ihn morgen zu ermorden. Sofort schickte Peter einen schriftlichen Befehl an einen Hanptmann feiner Garde, das Bezeichnete Haus um 11 Uhr zu umgeben und die Verschworenen gefangen zu nehmen. Um 10 Uhr verließ er, ein kleines Geschäft vorschützend, die Gesellschaft und fuhr, von einem Adjutanten begleitet, nach dem Hanse der Verschwörer. Als er hier die Wache nicht sah, vermuthete er sie im Hause und trat in den Saal. Die Verschworenen fuhren erschrocken in die Höhe. „Ei guten Abend!" sagte Peter. „Ich fuhr vorbei und sah helles Licht. Da vermuthete ich muntre Gesellschaft! ich komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." Wählend des Trinkens flüsterte ein Strelitz dem Wirte zu: „Nun ist es Zeit, Bruder!" „Noch nicht!'' antwortete dieser. Da sprang Peter, der es gehört hatte, aus, schlug den Wirt mit der Faust ins Gesicht und schrie: „Für mich aber ist es Zeit, fort! bindet die Hunde!" Zum Glück kam in diesem Augenblick feine Garde und führte feinen Befehl aus. _ Peter aber gab dem Hauptmann eine Ohrfeige, weil er glaubte, er fei eine Stunde zu spät gekommen. Als dieser aber den schriftlichen Befehl vorzeigte, küßte ihn der Kaiser auf die Stirn und bat ihn um Verzeihung. 3. Je mehr ihm Lefort von fremden Ländern erzählte, desto größer wurde fein Verlangen, sie selbst zu sehen. Vermehrt wurde Lies Vergangen noch durch feine Liebe zur Schifffahrt. Er reifte durch Preußen und Hannover nach den Niederlanden, wo er auf der Schiffswerfte in Saar -dam als gemeiner Schiffszimmermann, unter dem Namen Peter Baas, längere Zeit selbst mitarbeitete. Von Holland reiste er nach England, wo eine ihm zu Ehren veranstaltete Seeschlacht ihn dermaßen ergötzte, daß er ausrief : „Wäre ich nicht zum Czaren des russischen Reiches geboren, so möchte ich wohl englischer Admiral sein." Als er auf dem Wege nach Italien war, erhielt er in Wien die Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen. Rasch kehrte er deshalb über Polen nach Rußland zurück. Die Anführer

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 127

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
127 als sein Lehrer im Flötenspiel bei ihm war, ertönte der Schreckensruf: „Der König kommt!" Eilig flüchtete der Lehrer sich in den Kamin. Der Prinz versteckte Noten und Flöte, warf den Schlafrock bei Seite und zog die Uniform an. Aber des Königs spähendes Auge entdeckte gar bald die Bücher und den Schlafrock, und wüthend über des Sohnes Ungehorsam, ließ er den Schlasrock ins Feuer werfen und die Bücher dem Buchhändler wieder zurückschicken. Da der Kronprinz gegen den Willen seines Vaters seine Lieblingsbeschäftigung nicht aufgab, behandelte ihn der König mit übermäßiger Strenge. Er schalt: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus dem Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Ja er gieng in seinem Unwillen soweit, daß er dem Sohne zumuthete, zu Gunsten seines Bruders der Thronfolge zu entsagen. Der Prinz aber entgegn ete, er wolle sich lieber den Kopf abschlagen lassen, als in dieses Begehren willigen. Zuletzt ward ihm der Aufenthalt in dem väterlichen Hause unerträglich, und er beschloß, sich dem Joche des Vaters durch die Flucht nach England zu entziehen. Mit Hülfe seiner vertrauten Freunde, der Lieutenants von Katte und Keith, bereitete er dazu alles sorgfältig und heimlich vor. Vom Rheine aus, wohin er seinen Vater auf der Reise begleiten sollte, dachte er zu entkommen. Aber der König erhielt Kunde davon; und in dem Augenblicke, als Friedrich mit seinen Begleitern die Rosse zur Flucht besteigen wollte, wurde er auf Befehl des Königs verhaftet. Als ihn die Wache vor den König brachte, rief dieser: „Du bist ein ehrloser Ausreißer, der kein Herz und keine Ehre im Leibe hat!" und zog den Degen um ihn zu durchbohren. Der General von der Mosel hielt ihn zurück und sprach: „Tödten Sie mich, Sire, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Diese Kühnheit machte den König bedenklich. Der Prinz wurde auf die Festung Küstrin gebracht unv im engen Gefängniß streng behandelt. Ein hölzerner Schemel war sein Sitz, der Fußboden sein Bett und ganz magere Kost seine Nahrung. Sein Freund Katte wurde zum Tode verurtheilt und vor dem Fenster des Kronprinzen hingerichtet. „Verzeihung, theurer Katte," ries weinend der Gefangene, als der unglückliche Katte vor feinem Gefängniffe vorbeigeführt wurde; doch dieser entgegnete: „Dessen Bedarfs nicht, ich gebe mit Freuden mein Leben für Sie hin!" Keith hatte noch rechtzeitig vom Prinzen einen Zettel erhalten mit den Worten: „Retten Sie sich, alles ist entdeckt!" und war glücklich nach England entkommen. Friedrich änderte in der strengen Haft seinen trotzigen Sinn und schrieb an seinen Vater einen Brief, in welchem er reumüthig um Verzeihung bat. Des Königs Zorn legte sich etwas. Nachdem Friedrich geschworen hatte, sich wegen dieses Vorfalls nie rächen und ein gehorsamer Sohn sein zu wollen, wurde er aus dem Gefängniß entlassen. Er durste eine Wohnung in der Stadt Beziehen, mußte aber noch fast 2 Jahre als Kriegsrath in Küstrin arbeiten; -,8ritz soll/' so hatte der König Besohlen, „nicht Blos nnterschreiben, sondern selbst schreiben." Und da sich Friedrich auch mit wahrem Fleiße der

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
138 er die Königin: „Wie konnten Sie aber auch nur einen Krieg mit mir anfangen?" Luise erwiderte mit edler Würde: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen." Preußen verlor die Hälfte seiner Länder und mußte außerdem noch eine große Kriegssteuer zahlen. Aus braunschweigischem, hessischem und hannoverschem Gebiet und den preußischen Provinzen am linken Elbufer wurde das Königreich Westfalen gebildet, über welches Jerome, ein Bruder Napoleons, herrschte. Die Hauptstadt des neuen Reiches wurde Kassel. 2. Zum Glück kam Preußen nach diesen Niederlagen zur Erkenntniß seiner Fehler. Die Königin Luise schrieb an ihren Vater: „Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein, und es soll eine neue Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, wir sind mit der von ihm geschaffenen neuen Zeit nicht fortgeschritten, deshalb überflügelte sie uns." Friedrich Wilhelms erste Sorge war es nun auch, das gestimmte Staats- und Heerwesen neu zu gestalten und zu ordnen, und ausgezeichnete Männer, die das redliche Streben hatten, das Vaterland wieder zu heben, standen ihm treulich zur Seite. Vor allem war es der redliche Freiherr von Stein, der durch eine bessere Staatsverwaltung die Kräfte des Volkes hob und Gememsinn und echte Vaterlandsliebe in den Herzen weckte. Zwar mußte er auf Befehl Napoleons fein Amt niederlegen und Deutschland verlassen; aber sein Nachfolger Hardenberg wirkte in seinem Sinne fort. Ebenso suchte Scharnhorst durch Umgestaltung des ganzen Kriegswesens das Heer mit Liebe zum Könige und zum Vaterlande zu erfüllen. Der Waffendienst wurde als eine Ehrenpflicht dem ganzen Volke auferlegt. Im Frieden von Tilsit hatte sich Preußen freilich verpflichten müssen, nur eine Armee von 42,000 Mann zu halten; indem aber Scharnhorst einen Theil des Heeres entließ, dafür Rekruten einzog und, wenn diese einexerziert waren, von neuem wechselte, brachte er, des Feindes Wachsamkeit täuschend, die Zahl der schlagfertigen Krieger auf das Dreifache. Außer den Räthen des Königs suchten auch Männer aus dem Volke, voll von glühender Vaterlandsliebe, das heranwachsende Geschlecht zu bilden. Ernst Moritz Arndt weckte durch seine Lieder das schlummernde • Nationalgefühl; Friedrich Ludwig Jahn strebte durch das Turnen alle Stände wehrhaft zu machen und sie mit Muth und Kampfeslust zu erfüllen. Johann Gottlieb Fichte wagte es, in Berlin, während die Trommeln der französischen Besatzung durch die Straßen wirbelten, seine berühmten Reden „an die deutsche Nation" zu halten, die wie ein Aufruf gegen die verhaßte Fremdherrschaft erklangen. 3. Im Jahre 1809, als Napoleon mit Spanien in einen hartnäckigen Kampf verwickelt war, erhob Oesterreich sich von neuem, um dic

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 150

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
150 Frühjahr 1870 hielt er sich für schlagfertig, denn sein Kriegsminister hatte ihm erklärt, „daß auch nicht mehr ein Gamaschenknopf an der Ausrüstung der Armee fehle." Jetzt suchte Napoleon nur noch nach einem Vorwande zum Kriege, und der war bald gefunden. Die Spanier ließen nämlich einem Verwandten des preußischen Königshauses, dem Prinzen Leopold von Hohenzollern, ihre Königskrone anbieten. Da forderte Napoleon, der König von Preußen solle als Familienhaupt der Hohenzollern dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Königskrone verbieten. Diese unberechtigte Forderung wies König Wilhelm zurück. Inzwischen erklärte Prinz Leopold, um allen Streit zu vermeiden, daß er auf die spanische Königswürde verzichte. Aber Napoleon war noch nicht zufrieden. Da er durchaus Krieg haben wollte, so schickte er seinen Botschafter Ben edetti nach dem Bade Ems, wo sich der König Wilbelm gerade aufhielt, und ließ denselben auffordern, sich schriftlich zu verpflichten, daß er niemals einwilligen wolle, wenn die Spanier künftig wieder einen Hohenzollern zum Könige wählen würden. Zudem hatte Benedetti noch den geheimen Auftrag, den König bei dieser Gelegenheit „anzufahren". Benedetti setzte daher allen Anstand aus den Augen, indem er den König auf einem Spaziergange anredete, um seinen Auftrag auszurichten. Der König wies den unverschämten Franzosen gebührend ab. Diese Abweisung erklärte Napoleon für eine Verletzung der Ehre Frankreichs, wofür er Preußen am 19. Juli den Krieg ankündigte. 2. Darüber entstand großer Jubel in Frankreich. In zwei, drei Wochen, so prahlte man, wolle man nach Berlin spazieren und die französischen Adler an den Usern der Spree aufpflanzen. Das deutsche Volk aber stand zusammen wie ein Mann. Auch die Süddeutschen, auf welche Napoleon gerechnet hatte, eilten herbei und stellten sich unter die bewährte Führung des preußischen Königs. . Der Geist der Freiheitskriege war wieder aufgewacht, und vieltausendstimmig erbrauste der Gesang: „Lieb Vaterland magst ruhig fein: Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Napoleon dachte, den Feind unvorbereitet zu finden, aber das deutsche Kriegswesen war so vortrefflich geordnet, daß die deutschen Heere eher schlagfertig dastanden als die französischen. Kaum 14 Tage nach der Kriegserklärung waren drei deutsche Heere, 400,000 Mann stark, an der Grenze ausgestellt. 3. Am 28. Juli kam der Kaiser mit seinem Sohne bei Metz an und veröffentlichte von hier eine Ansprache an die Armee, in welcher er pomphafter Weise sagte: „Das Weltall hat seine Augen auf euch gerichtet, von unserem Erfolge hängt das Schicksal der Freiheit und der Civilisation ab." - Auch der König von Preußen erließ eine Proklamation an sein Volk, als er am 31. Juli Berlin verließ. „Mein Volk weiß mit mir," sagte er darin, „daß der Friedensbruch und die Feindschaft wahrhaftig nicht auf unserer Seite war; aber herausgefordert, sind wir entschlossen, gleich unsern Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kamps zu bestehen zur Errettung des Vaterlandes." Diese einfachen, mannhaften

5. Mittlere Geschichte - S. 82

1892 - Leipzig : Reisland
— 82 — des Königs bemächtigen. Kortez begab sich mit seinen besten Offizieren in die Wohnung des Königs und erklärte, Montezuma müßte, um das Zutrauen der Spanier zu gewinnen, eine Zeit lang unter ihnen wohnen. Der König, seiner Würde eingedenk, weigerte sich, bis nach langem Streit ein spanischer Offizier rief: „Wozu die Umstände? Fort mit ihm oder stoßt ihn nieder!" Der König erschrak über die Gebärde des Mannes und fragte, was er gesagt habe. Als er es erfuhr, ergab er sich. Da bei seiner Abführung das Volk zusammenlief, winkte Montezuma mit heiterer Miene, um feine Unterthanen glauben zu machen, es fei fein eigener Entschluß. Kortez that alles, ihm feine Lage durch höfliche Begegnung erträglich zu machen; feine Räte hatten freien Zutritt. Endlich mußte sich Montezuma für einen Vasallen des Königs von Spanien erklären. Doch hoffte er noch immer, die Gäste würden bald abziehen. Kortez ließ ihn bei diesem Glauben und sagte, man müsse erst die nötigen Schiffe bauen. Eigentlich wartete er auf Verstärkung aus Spanien. Velasquez, der von dem Abfalle des Kortez unterrichtet war, hatte 18 Schiffe mit 800 Mann Fußvolk, 80 Reitern und 12 Kanonen unter der Anführung des Narvaez abgesandt, der den Auftrag hatte, den Kortez in Ketten zu legen und die Eroberung fortzusetzen. Dieser ließ eine Besatzung in Mexiko zurück und zog mit den übrigen dem Feinde entgegen. Während seine Vergleichsvorschläge mit Verachtung zurückgewiesen wurden, schlichen seine Boten heimlich im feindlichen Lager umher und gewannen durch Geschenke einen Teil der Truppen. Ja er überfiel sogar in einer finstern Nacht feinen Feind in feinem Lager. Narvaez ward tapfer fechtend verwundet, feine Leute gingen in Kortez' Dienste. Wohlverstärkt mit frischen Truppen ging dieser nach Mexiko zurück, wo ferne Gegenwart dringend nötig war. Ein Offizier hatte unklugerweife viele vornehme Mexikaner bet einem Feste überfallen und getötet. Darüber geriet die ganze Stadt in Aufruhr. Kortez zog sich in feine Verschalung zurück, that einige Ausfälle, wurde aber selbst an der linken Hand verwundet. Da erschien, um den Streit zu beenden, Montezuma in feinem Königsfchmuck oben auf der Mauer j aber das wütende Volk warf unter Verachtung einen Hagel von Steinen und Pfeilen auf ihn. Schwer am Kopfe verwundet sank der Unglückliche nieder und starb nach wenigen Tagen.

6. Mittlere Geschichte - S. 116

1892 - Leipzig : Reisland
— 116 — Angst und Schrecken waren ihm vorausgeeilt. Schon vor seiner Ankunft verließen 100 000 Bürger die Provinzen. Im August 1567 erschien Alba in Brüssel als Statthalter, und die Blutarbeit begann. Ohne aus den Rat des Prinzen von Oranien zu achten, waren die Grafen Egmont und Hoorne im Lande geblieben. Alba berief einen Staatsrat zusammen; auch Egmont erschien und wurde mit Hoorne verhaftet. Sie wurden zum Tode verurteilt, weil sie dem Prinzen von Oranien angehangen hätten, um das königliche Ansehen zu stürzen. Egmont hoffte noch selbst auf dem Blutgerüste auf Begnadigung. Als er sah, daß nichts zu hoffen war, kniete er nieder, betete und küßte ein ihm vom Bischof dargereichtes Kruzifix. Dann erwartete er den Streich. Gleich nach ihm bestieg Hoorne das Gerüst und starb auf dieselbe Weise. Beider Köpfe wurden auf Stangen gesteckt, dann mit den Körpern in Särgen beerdigt. Man rechnet, daß durch Alba und den Spanier Bargas 18 000 Niederländer auf dem Blutgerüste gestorben sind. Viele von den ausgewanderten Niederländern thaten mit ihren Schiffen als Freibeuter den Spaniern großen Schaden. Man nannte sie Meergeusen. Sie bemächtigten sich sogar mehrerer Städte. Da warb Wilhelm von Oranien ein Heer und fiel in den Niederlanden ein. Nun verließ 1573 Alba die Niederlande. Aber der Kampf währte fort. Wilhelm von Oranien wurde von den sieben nördlichen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, ©röningen, Friesland und Ober-yssel zum Statthalter ernannt. Diese sagten sich 1581 von Spanien förmlich los. Doch wurde 1584 Wilhelm zu Delft von Balthasar Gerard ermordet. Nun trat sein siebzehnjähriger Sohn Moritz von Nassau an die Spitze des Staates. Erst im Jahre 1609 kam es zum Waffenstillstände, wodurch die sieben nördlichen Provinzen als unabhängiger Staat anerkannt wurden. Der südliche Teil der Niederlande blieb bei Spanien, während im westfälischen Frieden (1648) die Unabhängigkeit der nördlichen Provinzen nochmals ausgesprochen wurde. 22. Die Pariser Vlulhochm. 1. Die Hugenotten. Zu der Zeit, als Philipp H. Spanien in Verfall brachte, wurde Frankreich durch Religionskriege zerrüttet. Schon unter Franz I. hatte die Reformation Eingang gefunden, und zwar durch Calvin. Die Protestanten

7. Mittlere Geschichte - S. 115

1892 - Leipzig : Reisland
— 115 — Nun trat der finstere, bigotte Philipp auf. Er fing an, die Niederländer ihrer alten Rechte und Freiheiten zu berauben und aus die blutigste Weise mit Hilfe des Ketzergerichts dis Reformation zu unterdrücken. Darüber entstanden bald Unruhen. Als er 1559 die Niederlande verließ, setzte er seine Halbschwester, Margarete von Parma, eine Frau von männlichem Geiste, als Statthalterin ein. Als Ratgeber stand ihr der Bischof von Arras, Kardinal Granvella, zur Seite. Seine Eingriffe in die Verfassung machte die spanische Herrschaft immer mehr verhaßt, besonders als zu den bestehenden vier Bistümern noch vierzehn neue errichtet wurden. Da stellten sich an die Spitze der Bewegung der Prinz Wilhelm von Nassau-Oranien, Statthalter von Holland, Lamoral, Graf von Egmont und Graf Hoorne. Sie kamen aus Verdruß über den stolzen Kardinal gar nicht mehr in den Staatsrat und schrieben der Regentin, sie wollten nicht länger bloße Schatten vorstellen. Sie brachten es auch dahin, daß Philipp den Kardinal zurückrief. Egmont ging selbst nach Madrid, um dem Könige Vorstellungen zu machen. Allein vergebens; die Hinrichtungen mehrten sich. Nun verbanden sich die angesehensten Edelleute zur Verteidigung der Rechte des Vaterlandes durch das Kompromiß, und versprachen sich gegenseitige Hilfe. Mehr als 300 der Verbündeten zogen zu Pferde in Brüssel ein und gingen in feierlichem Aufzuge auf das Schloß, geführt von Heinrich von Brederode, einem Sprößling der alten Grafen von Holland. Sie überreichten der Statthalterin eine Bittschrift. Diese war betroffen über den Aufzug. Da sagte einer ihrer Räte auf französisch zu ihr, sie dürfe sich vor dem Lumpengesindel (gueux) nicht fürchten. Dies wurde bekannt, und nach dieser Schimpfrede nannten sich die Verbündeten nun Gueux oder Geusen. Sie trugen seitdem als Ehrenzeichen am Halse eine Schaumünze mit dem Bilde des Königs und der Unterschrift: „Getreu bis zum Bettelsack!" Inzwischen gewann die neue Lehre immer mehr Anhang. Die Prediger hielten ihre Reden auf freiem Felde. Das aufgeregte Volk sing an, katholische Kirchen, Klöster und Heiligenbilder zu zerstören. Die Statthalterin erschrak; doch stellte sie die Ruhe wieder her. Wilhelm von Oranien ging nach Deutschland. Der König begann jetzt eine förmliche Blutherrschaft. Er schickte den Herzog Alba mit Heeresmacht in die Niederlande. 8*

8. Neuere Geschichte - S. 43

1895 - Leipzig : Reisland
— 43 - hatte sich eiligst versteckt. Die Spannung zwischen Vater und Sohn nahm von jetzt an immer mehr zu. Als nun gar der Vater beschloß, ihn gegen seinen Willen zu vermählen, da faßte Friedrich den Entschluß, zu seinem Oheim, dem König Georg Ii. vou England, zu entfliehen. Zwer Freunde, die Leutnants v. Keith und; v. Katte, waren in das Geheimnis eingeweiht. Alles war vorbereitet. Bei einer Reise, die der König an den Rhein unternahm, sollte die Flucht vou Wesel aus vor sich gehen. Aber die Sache wurde dem König verraten, der nun in aller Stille seine Maßregeln traf. In dem Augenblick, da der Kronprinz sein Vorhaben ausführen wollte, wurde er verhaftet. Als er vor beit König gebracht wurde, geriet dieser so in Zorn, daß er mit dem Degen ans ihn zustürzte, um ihn zu durchbohren. Der General von Mosel hielt den Arm des Königs und ries: „Töten Sie mich, Sire! aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Auch der Leutnant Katte wurde verhaftet; Keith hatte vom Kronprinzen noch zu rechter Zeit einen Zettet erhalten mit den Worten: „Retten Sie sich, alles ist entdeckt!" Er entkam glücklich nach England. Der Kronprinz wurde auf die Festung Küstrin als Gefangener gebracht. Der König wütete gegen alle, die seinem Sohne nahe standen; diesen ließ er vou einem Kriegsgericht als Deserteur zum Tode verurteilen. Da rief der alte General Buddeubrock: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meius; das des Kronprinzen bekommen Sie nicht, so lange ich noch reden darf." Ebenso sprach der Fürst von Dessau. Auch andere Fürsten verwandten sich für den Prinzen, und der König sprach nicht mehr von der Todesstrafe. Friedrichs Freund Katte wurde nach Küstrin gebracht, um dort vor des Prinzen Augen enthauptet zu werden. Als er an Friedrichs Fenster vorübergeführt wurde, ries dieser ihm weinend zu: „Mein lieber Katte, vergeben Sie mir!" Katte antwortete: „Der Tod für einen solchen Prinzen ist süß!" Friedrich blieb noch immer in strenger Haft. Der tägliche Verkehr mit dem Feldprediger Müller bewirkte endlich, daß er in einem Briefe an feinen Vater sein Unrecht bekannte und um Verzeihung bat. Der König versprach ihm Begnadigung, wenn er eiblich versprechen wolle, sich nie wegen des Vorgefallenen an jemandem zu rächen und künftig ein gehorsamer Sohn zu sein. Nachdem Friedrich diesen Eid in Gegenwart von Ministern und Generalen geleistet hatte, erhielt er Orden und Degen zurück. Doch mußte er noch mehrere Jahre in Küstrin bei der Domänenkammer als Kriegsrat arbeiten. Ec

9. Neuere Geschichte - S. 25

1895 - Leipzig : Reisland
— 25 — älteren Söhne hatten bereits Regimenter. Auch Engen erbat sich eins, aber der König, der ihn wegen seiner Kleinheit verachtete, fand den Einfall wunderlich und empfahl ihm im geistlichen Stande zu bleiben. Eugen war 20 Jahre alt, als die Nachricht von dem neu ausgebrochenen Türkenkriege erscholl. Mehrere französische Offiziere begaben sich nach Wien, um in österreichischen Diensten gegen die Ungläubigen zu fechten. Kaiser Leopold empfing sie mit Freuden. Unter ihnen war auch Eugen. Ber der Vertreibung der Türken von Wien durch Sobiesky kämpfte er so tapfer, ^daß ihm der Kaiser ein Dragonerregiment anvertraute. Doch veranlaßte seine schwächliche Figur die kaiserlichen Soldaten noch lauge zu dem Scherze, der kleine Kapuziner werde wohl nicht vielen Türken den Bart ansrausen. Aber er wußte sich bald Ansehen zu verschaffen. In den Türkenkriegen begleitete er den kriegserfahrenen Prinzen Lud-wig von Baden und den noch berühmteren Herzog von Lothringen, beobachtete alle ihre Pläne und richtete ihre schwierigsten Aufträge aus, so daß ihn der Herzog Karl dem Kaiser mit der Versicherung vorstellen konnte, daß in diesem jungen Helden der erste Feldherr seines Jahrhunderts ausblühe. Und in wenig Jahren hatte sich Engen bis zum Generalfeldmarschall emporgeschwungen und die besten Feldherren Ludwigs Xiv. aus dem Felde geschlagen. Der stolze König gab sich alle Mühe, sich mit ihm auszusöhnen. Er ließ ihm die Statthalterschaft der Champagne, die Würde eines Marschalls von Frankreich und einen jährlichen Gehalt von 2000 Louisdor anbieten. Aber Eugen sagte dem französischen Gesandten: „Antworten Sie Ihrem Könige, daß ich kaiserlicher Feldmarschall bin, was ebensoviel wert ist als der französische Marschallsstab. Geld brauche ich nicht. So lange ich meinem Herrn redlich diene, werde ich dessen genug haben." Und mit dankbarer Liebe blieb er dem österreichischen Kaiser treu bis an seinen Tod. Bei allem Ruhme war Eugen höchst bescheiden und leutselig. Seine Aufmerksamkeit erstreckte sich auf die kleinsten Dinge, und seine Offiziere fürchteten ebensosehr seinen Falkenblick, als sein ungeheures Gedächtnis. Mitten in der Verwirrung der Schlacht blieb er besonnen und ruhig; Furcht war ihm ganz fremd. Stets war er rastlos thätig; in den Jahren der Kraft brauchte er nur 3 Stunden zum Schlaf. Seine Erholung war die Beschäftigung mit der Mathematik und der Geschichte. Noch in seinem Alter wußte er aus den alten Geschichtsschreibern ganze Seiten auswendig. Die Soldaten liebten und bewunderten ihn. Er war auch so bedacht

10. Neuere Geschichte - S. 73

1895 - Leipzig : Reisland
— 73 — Sie trug gleich dem Volke die dreifarbige Kokarde aus den Farben der Stadt Paris: blau, rot und weiß, an den Hüten. Der König kam selbst nach Paris, fand aber beim Volke nur matte Zeichen der alten Anhänglichkeit. Erst als er die Nationalkokarde aufsteckte, rief ihm das Volk ein Lebehoch zu. Der größte Teil des Hofes, unter andern der Graf Artois, des Königs Bruder, und viele Edelleute und Geistliche verließen jetzt das Land. Der König blieb schutzlos zurück, der Wut des empörten Volkes preisgegeben. Kauni war er nach Versailles zurückgekehrt, so entstand ein neuer Tumult in Paris. Um den König ganz in ihre Gewalt zu bekommen, entwarfen die Freiheitsmänner den Plan, ihn für immer nach Paris zu bringen. Sein Bruder, der Herzog von Orleans, und dessen Helfershelfer beschenkten den Pöbel mit Geld und Branntwein und sprengten aus, der König sei an der Brotteuerung schuld. Am 5. Okt. versammelten "sich eine Menge von Weibern und Männer in Weiberkleidern, mit Äxten, Spießen re. bewaffnet, erstürmten das Rathaus und bemächtigten sich der Waffen. Nachdem sie lange getobt hatten, erscholl das Geschrei: „Nach Versailles!" Ein Lumpenkerl, namens Maillard, führte die lärmende Menge. Lafayette bot die Nationalgarde auf; ader diese nötigte ihn, sie ebenfalls nach Versailles zu führen. Um 3 Uhr erschien das Gesindel in Versailles und zog in die Nationalversammlung, welche eine Zeit lang dem Hohne der wütenden Weiber preisgegeben war. Dann führte der Präsident einige ins Schloß zum Könige. Dieser versprach alles, was man wünschte; ja er umarmte sogar eines dieser Weiber. Am Morgen des 6. Okt. drang eine Bande der Aufrührer iu das Schloß; die Garde trieb sie hinaus. Da fiel das Gesindel über die Leibwache her und mordete sie nieder. Wilde Volkshaufeu drangen bis in das Schlafzimmer der Königin, die sich in das Gemach des Königs rettete. Lafayette eilte herbei und schaffte für einen Augenblick Ruhe. Da ertönte das Geschrei, man wolle den König sehen. Er trat auf den Balkon, die Königin folgte ihm mit den Kindern. Alsdann hieß es: „Nach Paris!" Der König mußte dem Andringen der Menge nachgeben. Um 3 Uhr nachmittags setzte sich der Zug in Bewegung. Der Wagen, in welchem die königliche Familie fuhr, war fortwährend von der lärmenden, zum Teil betrunkenen Menge umgeben. Die Köpfe der Ermordete« wurdcu dem Wagen votangeiragen, ja es wurde sogar auf denselben geschossen. „Da trmrgen wir euch den Bäckermeister mit Freu und Lehr-
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